Texte / Fließrichtungswechsel

„Fließrichtungswechsel“
Roman, ca. 300 Seiten; 2010
Selbstverlag, verfügbar ab Juni 2010

Leseprobe:
Fahrt (Kapitel 1)

Morgengrauen. Ich sitze auf dem Deck. Ist noch beinahe dunkel. Das etwa zwanzig Meter lange pfeilförmige Schnellboot rast den Thonle Sap-Fluss hinauf. Angkor-Express. Etwa dreißig andere Touristen hocken auf dem schlanken Bootsdach. Die stickige dieselstinkende Kabine ließ keine Passagiere hinein. Jetzt haben sie Tücher vor den Gesichtern wegen dem Wind und der Kälte. Ich hätte mir doch eine richtige Jacke anziehen sollen. Aber wer konnte das wissen? Zwischen den Leuten stauen sich Rucksäcke und Taschen, Plastiktüten mit Bananen, Schokoriegel und Zigarettenschachteln. Die vermummten Gestalten bewegen sich kaum. Ich entdecke sonnenverbrannte Haut um ihre Sonnenbrillen. Heute eher Schutzbrillen gegen den feuchtkalten Fahrtwind. Blonde Strähnen wehen flatternd. Die Meisten kauern dicht an dicht gedrängt auf dem weiß gestrichenen Metallboden des Bootsdaches. Einige dösen oder schlafen. Als ob der Tropentag noch nicht erwacht. Hafenanlagen, schäbige Häuser, ein paar Bäume und Palmen ziehen im grauen Dunst am Ufer an uns vorbei. Ich schaue ihnen dabei zu. Dabei ist mir fast so, als ob eigentlich wir stillstehen und in Wirklichkeit die schemenhafte Aussicht im in gleichmäßigem Tempo von rechts nach links verschwindet. Wie auf einer Bühne. Ich bin müde. Es ist noch viel zu früh.
Auf dem Dach des Bootes kommen mir kleine Fragen. Wir fahren im Sturm – doch am Ufer regt sich nicht das kleinste Lüftchen… Der Wind ist kalt. Er zerrt an meiner viel zu leichten Kleidung. Mein Gesicht wird langsam taub. Mir ist kalt. Ein kalter, irgendwie unwirklicher und verschleierter Morgen.
Da sind Leute am Ufer. Ein Mann schüttet einen Eimer in den Fluss. Weg ist er. Da kommen noch welche. Was mögen die Leute am Ufer wohl über uns denken? Jeden Tag zischt das Touristenboot an ihrem Haus vorbei. Jeden Tag. Einmal flussaufwärts am Morgen und abends wieder hinab in die große Stadt zurück. Es ist das schnellste Boot. War ja auch nicht billig. Da, sie winken zu uns herüber. Ich hebe meine Hand. Warum winken die eigentlich? Träge sehe ich ihnen nach. Manche erwische ich mit der Kamera. Ihr Winken…, seltsam. Früher hab ich das auch… Haben sie damit angefangen, oder ahmen sie Touristen nach?
So viel Abfall hier… Im Wasser driften Gegenstände vorbei.
Eine Spraydose. Eine alte Mineralwasserflasche. Da sind noch welche. Und da auch. Da hängen Fäden dran. Was ist denn das Weiße da? Ein toter Fisch driftet an der Oberfläche vorbei. Sein heller Bauch hängt in einem dünnen Netz. Sie verwenden die Plastikflaschen und Spraydosen als Bojen für ihre Fischernetze. Sieht nicht so schön aus. Früher haben sie Bambusrohr dafür verwendet. Steht im Reiseführer.
Ob es überhaupt noch genug Fische gibt? So viele Netze überall. Kein Wunder, dass es kaum noch Fische gibt. Die fangen alles weg. Liegt an der Überbevölkerung wahrscheinlich. Aber auch, die Wasserverschmutzung. Und der Klimawandel…

Die Fische gestern im Supermarkt kamen mir irgendwie bekannt vor. Es waren dieselben wie im Aquarium, in der Nähe unsere Siedlung. Als Kind bin ich da mit meinen Eltern gerne hingegangen. Am Wochenende. Das war eigentlich gar nicht so weit von zu hause doch für mich war es damals immer ein richtiger Ausflug. Etwas richtig Besonderes. Riesige Fische schnappten dort nach mir hinter der Scheibe. Das Becken war ihnen wohl zu klein. Oder sie waren einfach neugierig. Das waren riesige urtümliche Wesen mit seltsam gepanzerten Körpern. Sie schwammen an der Scheibe auf und ab und ich staunte sie von der anderen Seite durchs Glas an. Ich fragte mich immer ob sie mich sehen konnten. Sie hatten so ähnliche Schuppen wie die versteinerten Urfische in meiner Fossiliensammlung. Aber die sind glaube ich nicht miteinander verwandt. Da waren auch Fische aus dem Mekong dabei.
Und jetzt liegen die hier eingeschweißt im Kühlregal. In Klarsichtfolie auf Styroportellern… Knochenhechte und Riesenwelse waren das gewesen. Könnte sein. Oder was stand da noch mal auf dem Schild…?
Der Fahrtwind wird etwas wärmer, als die noch immer unsichtbare Sonne den Himmel rosa färbt und löst weißliche Nebelschwaden von der trägen olivgrünen Wassermasse. Sie schweben davon und verstreuen sich geisterhaft. Es wird allmählich dunstiger.
Der Supermarkt gestern… das war doch irgendwie komisch. Hier kam mir das so anders vor? Also ich kam mir darin so anders vor. An Supermärkte hatte ich zu hause gar nicht gedacht. Im Gegenteil – das hatte ich mir ganz anders vorgestellt. An Supermärkte denkt man bei so einer Reise doch nicht. Aber ist ja auch ganz normal oder? Und so viele Kambodschaner waren dort… Die haben ganz normal eingekauft… Die hatten sogar dieselben Sachen an…?
Phnom Penh ist seltsam. Aber warum wundere ich mich eigentlich darüber? So etwas ist doch eigentlich ganz normal! Ist doch auch irgendwie gut! Ich meine warum eigentlich nicht! Aber hier…
Die hatten dort mehr Angebot als bei uns. Aber das Neonlicht war dasselbe… und die Musik… und die Gesichter…
Die Dämmerung lichtet sich mehr und mehr. Pastellfarbenes Morgenlicht schimmert gelblich auf den rostigen Wellblechdächern der vorbeiziehenden Hausboote. Ihre Bewohner waschen sich mit Flusswasser. Es glitzert golden, als die orangerote Sonne endlich aus dem Dunst erscheint und ihre nassen Körper berührt. Die Sonne… ganz hinten, weit hinter uns.
Die qualmenden Schornsteine der Kähne stampfen stetig lauter und dann wieder leiser werdend an uns vorbei. Es dauert nicht mal fünfzehn Sekunden bis das Ächzen ihrer Motoren in der rasenden Geschwindigkeit unseres Metallpfeils verstummt. Nur der Dieselgeruch bleibt noch eine Weile. Kleinere Schiffe tuckern den riesigen Hausbooten an langen Leinen voraus. Schleppschiffe.
Aber wozu bloß? Warum werden diese schwimmenden Blechbehausungen stromabwärts gezogen? Wo sie doch einfach mit der Strömung driften könnten?
Manchmal stauen sie sich wie Treibgut zu einer lückenlosen, schäbig wirkenden Uferbebauung zusammen. Ein schwimmender Marktplatz aus rostigem Blech und improvisierten Wohnbaracken. Leute verladen Körbe mit Gemüse. Sieht beeindruckend aus. So richtig exotisch. Das sind Bilder wie im Fernsehen. Wie bei Länder, Menschen, Abenteuer – das habe ich als Kind schon gern gesehen. Und auch der gelbe Fluss, sonntagmorgens nach dem Frühstück.

Langsam verschwindet das Bild der Hausboote. Schwaden aus Dunst und Tau verschleiern immer mehr die Sicht. Nur manchmal öffnet sich noch eine Lücke. Auch die Sonne ist nur noch ein fahler gelblicher Kreis in der Ferne.
Das Deck vibriert monoton. Schon die ganze Zeit. Wie lange wir wohl schon fahren? Habe meine Uhr vergessen. Der Dunst zieht in meine klamme Kleidung. Ganz schön durchgefroren. Müde.
Diffuse Schatten hoher Bäume zeichnen sich gegen das Grau des Himmels ab. Dort beginnt der Tropenwald. Schwere Dunstschwaden schweben uns dicht über dem Wasser entgegen. Lautlos. Im seltsamen Zeitraffer des rasenden Schiffes blasen sie kaltes Kondenswasser auf meine Haut. Der eisige Fahrtwind peitscht es davon. Ich klammere mich an die Zipfel meiner dünnen Ärmel. Ich versuche zitternd jede Stelle meines Körpers zu bedecken. Das dunkelgrüne Dschungelufer entgleitet immer mehr in eine amorphe Schattenlinie. Wir gelangen in eine Nebelwand. Es ruckelt plötzlich. Die Maschine drosselt die Fahrt und lässt ihr dröhnen verstummen. Die Sicht verschwindet plötzlich völlig. Nichts.
Graue, formlose Tiefe. Ein feuchtes Schweigen schleicht heran. Die Stimmen des Bootes versiegen. Graues Wasser verschwindet. Stille.
Wir gleiten durch den Dunst. Es duftet nach erdigem Laub, nach Wald und Tau. Meine Augen weiten sich wachsam. Irgendwie unheimlich… Aber eigentlich mag ich den Nebel. Er ist… Alles verliert seine Form darin. Als ob auf einmal alles nicht mehr da ist. Keine Hausboote, keine Leute am Ufer – nicht mal der dunkle Schatten des Waldes. Nicht mal die Zeit. Nur noch formloses Nebelwasser und wir. Das stählerne Boot der Fremden - treibend durch ein strömendes Nirgendwo. Bis auch die Motoren ganz verstummen. Mit der Sicht ist auch der Wind versiegt. Kleine Tropfen glucksen leise. Dumpfes Knarren in der Tiefe des Bootes. Ich frage mich, was Heimat ist…
Ist sie wie dieses Boot hier im Nebel? Ein Boot driftend durch den Nebel…? Es fühlt sich auf einmal so an… Die ganze Zeit schon… Ein „Heimatboot“… Ja – irgendwie beschreibt das diesen seltsamen Moment - wie wir hier an Deck kauern und ins Nichts hinein starren, staunend nach draußen in die Nebelschleier, als ob wir auf etwas warten…
Meine Gedanken halten plötzlich inne. War da nicht was? Ruft da nicht jemand? Ich lausche in die Stille. Keine Antwort. Nicht mal im Kopf. Furcht kriecht flüsternd in mich hinein. Wie von unten – vom Wasser. Uferlos. Konturlos fließend. Sachtes Glucksen. Zarte feine Ringe driften lautlos vorbei. Sind das die Fische? Schwebende Insekten taumeln über der trägen Flut. Ölig schwere Fluten. Bläschen steigen auf in den spiegelnden Schimmer des Wassers. Steigen auf vom Grund…
Von Algen grüne Plastikflaschen schwimmen vorbei. Lauter Beulen und aufgeweichte Etikette. Sie folgen einander in seltsamen Karawanen. Eine nach der anderen in gleichmäßigen Reihen. Da sind schon wieder Netze! Netze quer zur Strömung! Deshalb also schweigen die Motoren. Wenn wir da hinein geraten. Und da erscheinen ihre Besitzer. Dunkle Silhouetten in hölzernen Langbooten treiben heran – all ihre Farben in vagem Grau aufgelöst. Sie kommen näher.
Die Fischer stehen aufrecht. Sie ziehen ihren Fang ins Boot. Sie gleiten in nur drei Meter Entfernung an uns vorbei. Es sind Männer, Frauen und Kinder. Sie tragen schäbige Kleidung, Kopftücher und kurze Hosen. Manche schauen zu uns auf. Reglose Gesichter. Ich spüre seltsame Fragen darin. Fragen an diesen seltsamen Augenblick – an diese ganze Welt hier.

Fragen an mich selbst.
Mir wird ganz bang dabei… Niemand winkt mir zu. Warum winken sie nicht…, nicht im Traum. Für mich ist dies alles wie ein Traum. Sie ziehen an uns vorbei wie schemenhafte lebendige Statuen. Sie driften dahin. Aufrecht. Ohne Regung in ihren Blicken. Ohne einen einzigen Laut. Oder kann ich sie nicht hören? Sie verschwinden sacht im Nebel. Und sind dann plötzlich wieder ganz versunken. Als wären es wirklich nur ein Traum gewesen.
Die Motoren stottern auf. Das Boot schwillt wieder in Fahrt. Ich habe noch ihren Blick in mir… Ich bin auf einmal stolz.
Von vorne nähern sich bizarre Schatten gegen das neblige Dämmerlicht des Himmels. Wie kugelige Nester riesiger Vögel, erbaut auf elastisch dünnen Stielen. Es müssen wohl Palmen sein. Der Fluss macht eine Biegung und dann folgen düstere Holzhütten einer der anderen, gedeckt mit verblichenen Halmen langer fasriger Gräser. Sie stehen auf feucht verwitterten Balken. Modriger Uferschlamm zieht in meine Nase. Es sind Stelzenhütten. Kein Mensch zu sehen. Keine Spur. Hohes Schilf in endlosen Reihen gleitet dahin. Mangrovenbäume ragen in die stille braune Flut.
Saftiggrüne Wasserhyazinthenbüschel taumeln vorbei. Lebendiges Treibgut mit hellen zartvioletten Blütenaugen. Es wird immer wärmer und schwüler. Der Nebel verschwindet. Dampfendes Wasser. Langsam färbt sich alles leuchtend dunkelgrün und braun. Müdigkeit erwacht erneut in mir… Trägheit. Auf einmal johlen da helle Kinderstimmen. Strahlende Gesichter dort am Ufer. Sie rennen ein Stück mit uns. Sie beeilen sich dem jagenden Boot zu folgen. Sie schaffen es nicht. Jauchzend und winkend verlieren sie sich in der gleichförmig verschwindenden Ferne stromabwärts. An Deck hockt alles still. Ich sehe ihnen nach. Wir laufen nicht und tun es doch.
Ein großer Hügel ragt hinter den Hütten auf. Dunstiger Tropenwald an seinen Hängen. Er bewegt sich kaum. Langsam. Er zieht gemächlich wie ein alter verkrusteter Wal aus Stein dahin. Hütten, Hügel, Palmen, Felder - sind diese Dinge aus einer anderen Welt? Natürlich diese Worte nicht. Aber woher soll ich auch ihre eigentlichen Namen kennen? Ich weiß nicht, was die Dinge dort am Ufer wirklich bedeuten. Für mich ist das ein verwunschenes Land. Unheimlich und betörend.
Eine träumende Frage taucht in mir auf… Diese Dinge wachsen aus der schlammigen Tiefe des Flusses und verschwinden wieder in seinen uralten Ablagerungen… Nur um irgendwann wieder aufs Neue zu erscheinen? Ein phantastischer Gedanke. Aber ich kann ihm nicht folgen. Ich kann es nicht.
Aber eines sagt er mir noch: ich gehöre nicht hierher.
Das Wasser gluckst leise… Aber ich wollte es doch so oder? Aber schön ist es… Schöne Menschen dort am Ufer. So fremd für mich wie ihre Welt. Wie die Fische damals hinter der Scheibe. Dieses Gebiet ist ihre Heimat. Für mich bloß Gesichter die ich vom Boot aus sehen kann. Was ich sehen kann… Mein Blick heftet sich ratlos an eine Gruppe stromabwärts fliegende weiße Reiher. Sie rasen in überschnellem Tempo davon.
Dann ist mein Blick auf einmal wieder leer. So leer wie unser Boot zu schnell für sie ist. Zu schnell für alles hier. Wir fahren mit dem Strom hinauf und meine Augen können solche Brücken nicht halten. Nicht zu den Reihern, zu den Wäldern, den Hütten – nicht zu den Menschen dort am Ufer in ihrer fremdartigen Welt - nicht einmal in Gedanken. Der Raum dazwischen ist ohne Halt für mich.
Doch spüre ich etwas darin – etwas zwischen dem fremden Ufer dort und mir auf diesem Schiff. Als ob etwas aus der fließenden Spalte des Flusses meinen Namen ruft, nicht meinen Namen – aber mich…
Ich stelle mir vor wie es wäre hier zu leben. Bilder von Holzhütten blitzen auf. Namen von Wegkreuzungen. Von Menschen, von Tieren, Bäumen und Steinen. Geschichten und Erinnerungen…
Ich laufe nach Hause. Dunkelheit auf meiner Haut. Der Geruch von Büffelmist. Der Duft von aufgebrochenen Bananenblüten im kleinen Garten. Sirrende Zikaden. Schwüle schwere Luft des Waldes. Nahendes Donnergrollen aus der Ferne jenseits des Hügels. Düster dampfendes Warten in meinen Schritten. Stille. Dann der gellende Schrei eines Vogels. Ich bin auf dem Weg nach Hause. Feuchtes Laub schmatzt unter meinen Füßen. Modrig und warm. Von Wurzeln durchzogen. Gewobene Erde. Verhornte Schwielen an meinen Händen. Und Schmerzen von dem langen Weg. Ich kann meine Beine kaum noch heben. Aber es ist nicht mehr weit. Das Scheppern eines klapprigen Fahrrades. Die Stimme von Kim? Ich betrete die Hütte. Die Glut ist fast verloschen. Der Geruch von Schlamm und Rauch in einer heißen feuchten Nacht. Lichtlose Dunkelheit vor der Tür. Ich blicke hinaus. Bläuliche Finsternis. Meine Augen gewöhnen sich daran. Der Mond wirft farblose Schatten. Fremde Worte einer unbekannten Sprache – einer unbekannten Stimme kommen über meine Lippen. Ich spreche zu ihr. Zu einer Frau mit meinem Kind im Arm. Ich verstehe sie. Fast kann ich ihr Gesicht erkennen. Sie sagt etwas zu mir.
„Wohin werden wir gehen…?“
Ich will es ihr sagen…
Doch da entwischt mir der Gedanke. So schnell wie ein Traum. Ich bin es nicht. Bin hier nicht mal zu Besuch. Das Deck des rasenden Bootes vibriert metallisch unter mir. Es rüttelt mich wach.
Der ölige Geruch von schwarzem Dieselqualm weht in meine Nase. Rußiger Qualm von Baggerschiffen. Sie graben die Fahrrinne aus. Das Boot rast in diesem Graben durch die fremde Heimat, durch das seltsame Gespinst meiner kleinen Gedanken und Träume. Träge schaue ich auf. Ich sehne mich nach diesen Bildern. Ich mache ihre Fotos. Ich suche nach etwas, dass sich nicht finden lässt. Doch bin ich deshalb hier? So weit entfernt?
Ich stelle mir vor wie es wäre, wenn die Leute vom Ufer ihre Welt verlassen müssten. Was könnte sie dazu bringen fort zu gehen? Auf Reisen zu gehen? Und was würden sie erleben? Seltsame Gedanken kommen auf einmal in Gang. Auch an Bord ist etwas…
Ein junger Mann döst in der Sonne. Sein kariertes Kopftuch flattert im Fahrtwind. Bierdosen kullern blechern herum. Eine junge Touristin sonnt sich – ihr Kopf in seinen Schoß gelegt. Ihr Gesicht ist hinter großen hellbraunen, verspiegelten Gläsern verschwunden. Versunken in der unhörbaren Musik ihrer Kopfhörer. Auf ihrem türkisfarbenen ärmellosen T-Shirt prangt die Silhouette von Angkor Wat. Ein kakifarbener, kurzer Rock. Ihre rasierten Beine sind nackt. Sonnengebräunt wie Bronze. Die Fußnägel metallisch grün lackiert.
(…)